Mittwoch, 15. Januar 2014

Michael Tayler's Farm

Wie versprochen werden wir für unsere Agrar-Interessierten nochmal etwas genauer über die Betriebsbesichtigung mit Michael Tayler berichten.
Nachdem wir einen Termin ausgemacht hatten, trafen wir uns mit Michael auf seiner Farm, um uns einen Eindruck von seinem Arbeitsalltag zu machen.
Zu Beginn zeigte er uns das kleine Bürogebäude, von dem aus alle organisatorischen Dinge erledigt werden und welches Platz für Pausen und Besprechungen bietet.

Bürogebäude

8270 R 



Insgesamt arbeiten auf dem gut 800 Hektar großen Betrieb 5 Personnen, die sich aus Michael, seinem Bruder und drei weiteren Angestellten zusammensetzen. Zeitweise ist auch Michael's Vater im Büro anzutreffen, der sich mit der Verwaltung beschäftigt, sobald er als Senior Chef einspringen muss. Die Farm ist der zentrale Mittelpunkt und alle Schläge sind, wenn nicht sogar direkt, relativ nah gelegen. Die Anordnung der Äcker ist generell nicht so zerstreut, wie man es aus unserer Heimatregion kennt und auch die Schlaggrößen bewegen sich meist in anderen Dimensionen, wobei es sich komplett um Eigenland handelt. Die Bodenqualität ist ebenfalls nicht vergleichbar, jedoch haben wir in diesem Kriterium klar die Nase vorn. Trotz der vergleichbaren Niederschlagszahlen (650 mm im Jahr), kommen die Böden durch die heißen Sommer und den starken Wind nicht ohne Bewässerung aus. 

Lexion 670

Auch für den Urlaub gerüstet

Grimme Roder, 2reihig


Zwiebelernte auf einem benachbarten Schlag

Selbstfahrende Pflanzenschutzspritze, importiert aus England



Nach der Ernte ist es der übliche Vorgang die abgeernteten Schläge abzubrennen, danach folgt eine zweimalige pfluglose Bodenbearbeitung, vergleichbar mit der deutschen Vorgehensweise. Zudem gestaltet sich die Beetvorbereitung an den meisten Ecken schwierig, da schon in geringen Tiefen von einigen Zentimetern der Boden von Steinen durchsetzt ist. Auf große Steine stößt man eher selten, die Schläge sind viel mehr übersät mit abgerundeten Kieseln. Warum die Steine alle aussehen, wie aus einem Flussbett, konnte uns Michael aber leider nicht sagen. Bei der Aussaat beläuft sich die Kornmenge pro Quadratmeter auf ca. 150 Körner (Weizen), dabei setzt Michael auf vier Triebe, um am Ende gut 600 ährentragemde Pflanzen zu erhalten. Die Erträge für Weizen liegen bei ca. 10,5 Tonnen pro Hektar, wobei durch Bewässerung auch schonmal eine Ertragssteigerung von 2 bis 2,5 Tonnen erreicht werden kann. Die Begründung für die guten Erträge sieht er in der längeren Tageslänge und den vielen Sonnenstunden. Der Kaufpreis für einen Hektar Ackerland liegt in der Region um Ashburton bei ca. 40 000 NZ$, was ca. 24 000€ entspricht, also wesentlich höher ist, als bei uns. 
Die Getreidepreise sind laut Michael seit drei Jahren relativ konstant und befinden sich beispielsweise für Brotweizen bei ca. 420 NZ$  pro Tonne, was ca. 255€ entspricht. Der Futterweizenpreis liegt bei 400 NZ$ die Tonne (240€), was die sehr kleine Differenz zwischen beiden Qualitätsklassen zeigt. Die Crop-Farmer erwirtschaften ca. 2000 bis 2500 NZ$ pro Hektar, was ca. 1200 bis 1800€ entspricht, vor Abzug der Bewirtschaftungskosten, deren größter Anteil aus Pflanzenschutz und Lohnkosten besteht. Die Dairy Farmer erwirtschaften hingegen ca. 6000 NZ$ (3600 €/ha), was wesentlich lukrativer ist.
Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass sich Michael mitten in der Weizenernte befand, als Tim T. ihm einen Besuch abstattete. Er hat sich trotz allem Zeit genommen, um ihm den Betrieb zu zeigen und die ganzen oben genannten Infos zu geben, was wiederum für seine nette und gelassene Art spricht.




 
Wir fuhren mit Michael's Pickup die einzelnen Fruchtbestände ab und er erzählte uns, dass sie außer Futterfrucht u.a. auch Kartoffeln für McCain und Karotten für die Saftproduktion anbauen. Außerdem wird auf manchen Feldern Saatvermehrung für Kunden auf anderen Kontinenten betrieben, weil die Anbaubedingungen hier günstiger sind. Das ist zum großen Teil  auf den kurzen Winter und die wärmeren Sommer zurück zu führen, sodass man bei guten Bedingungen auch zwei Ernten im Jahr einfahren kann. Zu den Vermehrungen gehören u.a. Sportrasen für die USA (Golf, Soccer, Football), Hybrid "Radix" für Asien (fragt uns nicht, was das ist) und eine rapsähnliche Pflanze, die selbst Michael nicht richtig einordnen konnte. 
Momentan ist die Grasernte in vollem Gange. Das zuvor von einem Schwadmäher abgemähte Gras wird drei bis vier Tage zum Trocknen liegen gelassen, dann mit einem Pick-Up aufgenommen und gedroschen. Die Erträge bei Grassamen belaufen sich zwischen 2,5 und 3,5 Tonnen auf dem Hektar.
Der Betrieb bewirtschaftet außerdem anteilig eine Dairy Farm, die knapp 700 Tiere umfasst. Hauptsächlich geht es für Michael und seine Mitarbeiter jedoch eher um den Futteranbau für jene Tiere. 

Farm Staff beim Impfen und Scheren des kleinen Schalfbestandes

Eines der Highlights war jedoch die Kühlhalle für die McCain Kartoffeln, die alle mal als Pommes in der Fritteuse enden. 
Die Halle hat ein maximales Fassungsvermögen von knapp über 2500 Tonnen und ist durch Isolierung und Belüftugssystem in der Lage, eine permanente Temperatur von  8 Grad Celsius zu halten. Dies ist wichtig, da die Knollen teilweise ein halbes Jahr eingelagert werden müssen. Die Klimatisierung funktioniert voll automatisch und kann mit einem überdimensionalen Durchlaufkühler verglichen werden. Zusätzlich kann durch hydraulische Luftklappen die Frischluftzufuhr reguliert werden. Die Halle dient in der Nebensaison auch zum Trocknen von Getreide. 

Kartoffeln für McCain

Kühlanlage

Frischluftzufuhr 

Schaumdämmung

Michael und Tim im Belüftungstunnel

Neben den Kartoffeln nimmt der Karottenanbau einen vergleichsweise großen Teil der Flächen ein. Diese besondere Sorte Karotten wird im besten Fall größer als ein Rettich und hat einen sehr süßen Geschmack und somit einen hohen Zucker Anteil, da sie für die Karottensaft Gewinnung angebaut wird. Der größte Teil des gepressten Saftes geht nach Japan. Die Erntemenge je Hektar liegt zwischen 85 und 95 Tonnen. 
Raps wird auf Tayler's Farm überhaupt nicht angebaut, weil es sich anscheinend nicht rechnet. Warum können wir leider auch nicht sagen.


Arbeiten mit Meerblick

Saftkarotten

Nach unserer Betriebsbesichtigung lud Michael uns noch zum Lunch ein und erzählte von seinen vielen Reisen, die er zwischen seinem 20ten und 30ten Lebensjahr gemacht hatte. "In einem Jahr habe ich 31 internationale Flüge gemacht", sagt er ganz gelassen in einem Nebensatz. Es schien, als sei er schon überall gewesen und das machte uns Lust, auch noch mehr zu sehen. Michael ist ein unglaublich sympathischer Mensch, mit dem wir gerne noch mehr Zeit verbracht hätten. Es war auf jeden Fall ein sehr interessanter Tag mit vielen Eindrücken, die wir bestimmt nicht so schnell vergessen werden. 

Wir mit Michael vor den Hybrid Radix 

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