Dienstag, 18. Februar 2014

Farmstay by Copland

Jetzt meldet sich der Farmer mal selber zu Wort. Lukas ist nach seinem vermutlich längsten Blogeintrag zu Recht ziemlich erschöpft.

Mitte Januar, kurz vor dem Start der Ernte, arbeitete ich zwei Wochen auf dem ca. 400 ha großen Ackerbaubetrieb (von den 200 ha Eigenland sind!!) mit knapp 1000 Schafen von Barry und Sue Copland in Geraldine. Gewohnt habe ich währenddessen bei David & Maureen, einem älteren, aber sehr netten   Ehepaar, die vor ihrem Haus einen zum Wohnmobil umgebauten Bus stehen haben, wo schon der ein oder andere Farmhelfer bei Copland wohnte. Den ca. 2 km langen Weg legte ich mit dem mir zur Verfügung gestellten Nissan Bluebird zurück, der eigentlich dem Sohn William gehörte. 
     Der Ort des Geschehens 


    Farm in Geraldine 



   Deutsche Technik in Neuseeland

Neben Barry,Sue und William arbeiteten noch James (ein Maschinenbaustudent aus Dunedin, der gerade Semesterferien hatte), Marie (eine aus dem Sauerland kommende Deutsche, die ihren Bachelor gemacht hatte und nun für ein halbes Jahr auf der Farm von Copland's arbeitet) und noch ein Ire, der allerdings noch pausieren musste als ich dort war, weil er sich vor Weihnachten das Bein brach. 

Im Anbau befinden sich Winterweizen,Sommergerste,Rote Beete,Möhren und die in der Region weit verbreitete Grassamenvermehrung von "Ryegrass". 
Die mehrjährigen Durchschnittserträge liegen bei 10 t/ha Weizen, 1,9 t/ha Grassamen und 7,5 t/ha Gerste. 

Neben der Hauptfarm in Geraldine gehört noch eine seit knapp 1,5 Jahren dazu gepachtete Farm ("Nelson"), wo hauptsächlich Grünland "Paddocks" (in Neuseeland sagt man anstelle von Felder, Stücker oder Flächen Paddocks, wahrscheinlich aus dem Grund das wirklich jeder Paddock mit einem Zaun umrandet ist) sind und ein Shed (Stall).  
Daneben haben Copland's in den letzten Jahren noch zwei weitere Farmen bzw. hauptsächlich die Ackerflächen dazu pachten können. 

Gut soviel erstmal zum Betrieb, nun zur Arbeit:
Wie gesagt war ich kurz vorm Start der Ernte da, so dass ich ja eigentlich schon wusste was mich erwarten würde. So kam es dann auch und die ersten Tage bestanden erstmal darin die Silos sauber zu machen. Zusammen mit Marie und William fegten, saugten und spritzten wir die Silos aus in Temuka (15 km von Geraldine entfernt). Dort an der ehemaligen Mill (Mühle) stehen 5 Rundsilos, die schon etwas älter sind und keine Belüftung enthalten haben, was mich schon sehr irritiert hatte. So hatten wir dann in den zwei Wochen, wo ich dort war, in 3 von den Silos einen Belüftungsboden inklusive eine Entnahme über eine horizontal angeordnete Schnecke eingebaut. Das hatte einige Tage in Anspruch genommen. 

    William beim Aufstellen der Stützen



Zusammen mit Marie hatte ich relativ oft mit den Schafen gearbeitet. Gleich am ersten Tag hatte ich ihr dabei geholfen die Lämmer bei der Hauptfarm zusammenzutreiben mit Hilfe des Polaris (dabei muss man drauf achten, dass man sie immer weit umfährt/umläuft und Art Kreise um
sie zieht, dann laufen sie von alleine alle zusammen und man hat leichtes Spiel sie dahin zu treiben, wo sie hin sollen), um sie dann zu "sprayen" und "drenchen". Ich übernahm das Sprayen, wo ich eine Art Buckelspritze bekam, um die Lämmer den Rücken, den Bauch und den Hinterteil einzusprühen, was sie vor lästigen Parasiten, wie Fliegen schützen soll. Tut man dies nicht, kommt es vor dass eine bestimmte Art von Parasit ihre Eier unter der Wolle ablegt, woraus dann Larven schlüpfen, die dafür sorgen, dass die Wolle ausfällt. 
Beim Drenchen hat man eine Art Trinkrucksack auf dem Rücken mit langem Schlauch an dessen Ende eine "Pistole" befestigt ist, womit man das Mittel, was gegen Würmer und andere inneren Parasiten hilfreich sein soll, hinter die Zunge in den Mund drückt. Je nach Entwicklung der Lämmer stellt man die gewünschte Menge ein, die man verabreichen will. 
Da wie bei allen Mitteln die Wirkung irgendwann nachlässt wiederholt man das ganze alle 21 bis 27 Tagen für jeden "Mob" (Herde). Ich war am Ende überrascht wie schnell man doch mal so 300 bis 400 Tiere behandelt hatte.
Diese Arbeit hatten wir dann noch zwei- oder dreimal in der Zeit bei verschiedenen Mobs gemacht.
   Der Polaris


    Schafmob im Freien und Shed



Eine weitere Arbeit war das instand setzen von Zaunverbindungen bei Nelson, da dort einige Zäune bzw. Abschnitte neu gemacht worden waren und noch die Stromverbindung hergestellt werden mussten. Dabei mussten wir (meisten Marie und ich) einige kleine Gräben graben unter den Toren entlang und Elektrokabel verlegen und anklemmen. Bei diesen harten,steinigen Böden teilweise nicht so einfach. Anschließend hatten wir dann noch überprüft, ob überall genug "Saft" fließt. 

Da die Lämmer alle geschoren werden sollten, mussten die Lämmer von der Hauptfarm zur Nelson-Farm gebracht werden und da Marie einen Tag frei hatte, um einen Skydive zu machen, hatte ich dann den Jeep und Anhänger genommen, wo ein Gestell drauf gemacht worden ist und nach einer kurzen Einweisung von William die knapp 250 Lämmer nach Nelson zu fahren. Immer 30 Stück pro Runde, so war garantiert dass sie nicht zu dicht stehen und möglicherweise ersticken. Beim Aufladen über eine Rampe, sind dann auch schon mal drei, vier Schafe entkommen und das hatte natürlich für mächtig vielen und aus meiner Sicht unnötigen Trouble gesorgt. Und ich dachte immer die Neuseeländer sind so gelassen.. Mit diesem Gedanken im Kopf und Gelassenheit war es dann aber kein all zu großes Problem sie wieder einzufangen. 


Da ich mitbekommen hatte das William schon einige Ryegrass-Paddocks mit dem "Wind-Rower" gemäht hatte, war es dann kein großes Wunder als es hieß heute wird Grassamen gedroschen. So bekam ich kurzer Hand eine Karte mit markierten Straßen in die Hand, um auch ja den richtigen Weg zum 25 km entfernten Paddock (einer der Paddocks, die dazu gepachtet worden sind) zu finden. So wurden noch kurz der Reifendruck gecheckt am Case MX 135 und dann ging es los mit den zwei Trailern hinten dran auf gut einstündige Fahrt. Dank guter Karte gar kein Problem. Da der Bestand nicht als so gut war und nur wenig Ertrag lieferte (knapp 600 kg/ha) hatte ich die Wagen nur abgestellt und bin mit Berry zurück zur Mill gefahren zum Silo, um dort beim Bau zu helfen und dann beim Schnecke aufstellen für das Ryegrass. Als dieses dann kam und abgeladen war hieß es erstmal Schippe in die Hand und gleichmäßig im Lager verteilen, damit es anschließend gleich belüftet werden konnte. 

   Wind-Rower 


    Schonende Aufnahme

    Kein schlechter Ausblick von den Silos  
    bei der Mill


Die zwei Wochen bestanden auch aus einigen kleinen Arbeiten, die viel Zeit in Anspruch nahmen, aber hier nicht weiter erwähnenswert sind. 

Am letzten Tag startetet dann die Weizen-Ernte. Ziemlich beeindruckt von den knapp über 9 Meter Schneidwerk, der hohen Schnitthöhe von bestimmt noch 40 cm Stoppellänge und den guten 8,5 km/h verfolgte ich das Geschehen. Ordentliches Aufmähen war Fehlanzeige, hier mal 'ne Kurve, hier mal reingestochen, so wie es eben gerade passte. Anscheinend kommt es auf paar Quadratmeter Ähren hier nicht so an. Ich bin dann mit James zur Mill gefahren und habe mich dort um die Annahme gekümmert mit dem alten McCormick und zapfwellenangetriebener Förderschnecke. Beim Einlagern wird noch ein Pulver hinzugegeben, was vor Vorratsschädlingen schützen soll. 



    Den Rest soll das Feuer erledigen

    Kranke Ähre, kein Einzelfall
    McCormick, und er rennt und rennt

Das war meine letzte Aufgabe, bevor ich mir dann einen Tag später noch die Farm von Michael Tayler angeschaut habe, bevor ich mich auf den Weg zu Lukas und Tim gemacht habe. 

Festzuhalten bleibt aus zwei wöchigen Farmstay, dass die neuseeländische Landwirtschaft schon Unterschiede zur deutschen Landwirtschaft aufweist, die im hohen Einsatz von Pflanzenschutzmittel, generellem Abbrennen von Stoppelfeldern, weit verbreiterter Mulchsaat und nicht zuletzt leicht anderen klimatischen Bedingungen. 
Zur generellen Arbeit bei Copland muss ich sagen, dass Berry ziemlich unorganisiert war und man nie wusste was diese Woche, am nächsten Tag, geschweige denn am selben Tag überhaupt erledigt werden musste. Dass das kein guter Weg ist, dürfte jedem klar sein. Aber durch das negative Bild, lernt man es nur noch mehr zu schätzen, wenn man mehrmals gesagt bekommt, was demnaechst ansteht und Plan sein wird. 

Aber nichtsdestotrotz bin ich sehr froh die Möglichkeit bekommen zu haben auf einer neuseeländischen Farm zu arbeiten und mein Englisch leicht verbessern konnte.

Viele Grüße in die Heimat und bis Bald, Tim T. !!!



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